Nas – The Lost Tapes II

Obwohl ein solcher in den letzten 15 Jahren immer mal wieder angekündigt wurde, warten Nas-Fans bis heute vergeblich auf einen Nachfolger zu dessen Kompilationsalbum The Lost Tapes. In einer dreiteiligen Mixtape-Reihe schafft beatsbooksandcigarettes jetzt Abhilfe. Los geht‘s mit dem inoffiziellen zweiten Teil der Lost Tapes-Reihe.

Nas‘ drittes Studioalbum, letztlich im April 1999 als I am… erschienen, hätte eigentlich ein Doppelalbum werden sollen. Und ein ambitioniertes Konzeptalbum noch dazu: Auf I am… The Autobiography, so der gemutmaßte ursprüngliche Titel des Projekts, wollte der Rapper seine teils autobiographische, teils fiktionale Lebensgeschichte erzählen. Beginnend im Bauch seiner Mutter („Fetus“, später mit leicht veränderter Instrumentierung auf The Lost Tapes erschienen) hätte das Album vermutlich zielsicher auf ein suizidales Finale zugesteuert („Undying Love“), an dessen Ende der Protagonist als Nastradamus wiedergeboren wird („Amongst Kings“, unveröffentlicht).

Leider machten Bootlegger dem Rapper einen Strich durch die Rechnung. Als 13 für das Album aufgenommene Tracks weit vor dessen geplantem Release in einer Internet-Tauschbörse auftauchten, beschloss Nas, noch einmal nahezu von vorne zu beginnen und alle bereits aufgetauchten Songs zu verwerfen.

Schade drum, möchte man meinen. Und tatsächlich wäre ein Konzeptalbum wie das Geplante der letztendlich zwar nicht schlechten, aber alles andere als runden I am…-Platte wohl um Welten überlegen gewesen. Andererseits hätte ohne besagten Leak aber ein anderes Projekt wahrscheinlich niemals das Licht des Tages erblickt. Eines, das, obwohl Nas selbst es nicht zu seinem Albenkanon hinzuzählt, unbestreitbar zu den besten Releases in seiner Diskographie gehört: The Lost Tapes.

Dieses Kompilationsalbum versammelte 2002 insgesamt 12 Songs, die teils aus dem angesprochenen Leak stammten und teils im Zuge der Stillmatic-Produktion entstanden waren – allesamt weit entfernt davon, bloß als Material für die Resterampe zu taugen, auch wenn das der Titel des Projekts zunächst vermuten ließ.

Angesichts der hohen Klassiker-Dichte auf dem ersten Teil ist es nicht allzu verwunderlich, dass in Nas‘ Fan-Lager schnell Rufe nach einem Nachfolger laut wurden. Ein solcher wurde in den letzten 15 Jahren dann auch immer wieder angekündigt – zuerst für 2005 und zuletzt für 2016 –, erschienen ist er allerdings bis heute nicht.

Dass ein Release der Lost Tapes II noch immer nicht zustande kam, mag verschiedene Gründe gehabt haben – mehrmals schob Nas die Schuld etwa auf das Label, bei dem er gerade unter Vertrag stand –, einer jedoch scheidet definitiv aus: An Materialmangel lag es auf keinen Fall.

In den Unweiten des Internets schlummern unzählige Song-Perlen von Nas, die dieser nie offiziell veröffentlicht hat. Sie stammen etwa aus den ursprünglichen I am…-Sessions, entstanden im Zuge der Produktion von Hip Hop Is Dead oder sind Überbleibsel des letztlich nur in stark abgewandelter Form erschienen Untitled-Projekts. Hinzu kommen diverse Songs, die nicht auf Nas‘ eigenen Alben erschienen und aus diesem Grund unter dem Radar blieben.

Beatsbooksandcigarettes hat sich jetzt das Ziel gesetzt, die besten unveröffentlichten Nas-Songs zu kompilieren und diese nach und nach auf insgesamt drei Mixtapes zur Verfügung zu stellen. Der erste Teil dieser inoffiziellen Mixtape-Reihe nennt sich, wie sollte es anders sein, The Lost Tapes II und ist ab sofort auf YouTube, Mixcloud und Hearthis.at streambar.

Ausführliche Informationen zu den Ursprüngen und Entstehungsumständen der enthaltenen Tracks (soweit nachvollziehbar) finden sich weiter unten auf dieser Seite.

 

Nas – The Lost Tapes II
(mixed and compiled by beatsbooksandcigarettes)

Coversmall

Tracklist:
01. Good Morning
02. Foul Breeze
03. I Already Know
04. The World
05. Be Right
06. The Rise and Fall
07. Sometimes I Wonder (feat. Nature)
08. Everyday Thang (feat. Nature & Dr. Dre)
09. Time (feat. Nature & AZ)
10. Who are You (feat. Xin Xin)
11. Film
12. I Want It (feat. Horse & E-Money Bags)
13. Pussy Kills
14. Don’t Body Yaself
15. Last Real Nigga Alive Pt. 2
16. One Plus One (feat. The Large Professor)
17. Sinful Living (feat. Billy Lawrence)
18. Let ‚Em Hang (feat. Lake)
19. Snitch Alibi
20. Tales from the Hood
21. Day Dreamin‘, Stay Schemin‘
22. Death Anniversary
23. Victory (feat. John Legend)
24. Surviving the Times

Stream-Möglichkeiten:

Hearthis.at

 

Liner Notes/Infos zu den einzelnen Tracks:

  1. Good Morning

Produzent: N/A

Entstehungsjahr: N/A

„Good Morning“ entstand vermutlich im Zuge der Produktion von Nas‘ Doppelalbum Street’s Diciple. Der Song, der wohl zu den entspanntesten Tracks zählt, die Nas jemals aufgenommen hat, tauchte erstmals Anfang 2006 auf inoffiziellen Mixtapes auf, wurde jedoch bis heute nie offiziell veröffentlicht.

Das Instrumental des Tracks besteht aus einem recht simplen Loop der ersten zehn Sekunden des Isley-Brothers-Songs „For the Love of You (Part 1 & 2)“, erschienen 1975 auf The Heat Is On. Dass die Veröffentlichung des Songs an fehlender Sample-Clearance gescheitert sein könnte, erscheint dennoch eher unwahrscheinlich: Dasselbe Sample war bereits mehr als 80 Mal in anderen Tracks in Verwendung, unter anderem in Masta Aces Hit-Song „The I.N.C. Ride“.

Womöglich entstand der Song aber ganz einfach zu spät im Prozess der Albumproduktion, um sich mit den Rechteinhabern noch rechtzeitig vor Album-Release zu einigen.


  1. Foul Breeze

Produzent: N/A

Entstehungsjahr: 2007/2008

In der hier enthaltenen, DJ-Tag-befreiten Fassung erschien „Foul Breeze“ erstmals 2010 auf einem Mixtape, das begleitend zu einer Sneaker-Kollektion des Basketball-Stars Carmelo Anthony ins Netz gestellt wurde. Erstmals zu hören war der Song aber schon zwei Jahre vorher als Exclusive auf einem Tapemasters-Inc.-Mixtape namens This Is Hip-Hop Vol. 2, damals noch unter dem Titel „Something Foul“.

Der Beat basiert auf einem wunderschönen 70er-Soul-Sample der Band SSO („Faded Lady“). Auch dieses Sample war übrigens schon mehrmals zuvor in Verwendung: Diamond D flippte es 1994 für „I Went For Mine“, DJ Scratch 2006 für Busta Rhymes‘ Single „New York Shit“ mit Swizz Beatz.


  1. I Already Know

Produzent: Tim & Bob

Entstehungsjahr: 2005

Back to some Pimp Shit: In „Already Know“, einem seiner seit 1996 alles andere als untypischen Lady-Killer-Tracks, berappt Nas ein fernöstlich klingendes Sample. In seiner Machart erinnert der Beat des Songs ein wenig an die 2000 veröffentlichte Bravehearts-Kollabo „Oochie Wally“, die bis heute zu Nas‘ größten Chart-Erfolgen zählt, ihm in der Szene aber nicht nur Respekt einbrachte.

Produziert wurde der Song von Tim & Bob, einem Produzentenduo aus Illinois, das Anfang bis Mitte der 00er-Jahre mit Beats für unter anderem Sisqó, Jennifer Lopez, die Black Eyed Peas oder Bobby Valentino einiges an Welle machte. Nas tauchte 2005 auf dem Remix der Tim-&-Bob-produzierten Erfolgssingle „Slow Down“ von Bobby Valentino auf. „I Already Know“ dürfte ungefähr aus der selben Zeit stammen.


  1. The World

Produzent: Kanye West

Entstehungsjahr: 2006

In den Jahren 2005 und 2006 schien zwischen Nas und Kanye West eine fruchtbare Zusammenarbeit zu entstehen. Zunächst war Nas auf dessen Late Registration gefeatured, danach gesellten sich die beiden für Nas‘ Studioalbum Hip Hop Is Dead einige Male zusammen ins Studio. Dabei entstand neben Songs wie „Still Dreaming“ und „Let There Be Light“ unter anderem auch „The World“, ein wunderschön smoother Track, in dem Nas von den Schwierigkeiten erzählt, eine funktionierende Beziehung zu einer Frau aufzubauen, die für ihn den missbräuchlichen Vater ihres Kindes verlassen hat.

Das Hook-Sample aus Leroy Hutsons „Don‘t It Make You Feel Good“ ist zwar wirklich schön, in dieser unfertigen Fassung, 2009 auf einem Mixtape von DJ 31 Degreez erschienen, jedoch leider ein wenig zu präsent. Vielleicht erhalten wir ja eine finale Version des Tracks, sobald Nas tatsächlich einmal seine Version der Lost Tapes II veröffentlicht.


  1. Be Right

Produzent: N/A

Entstehungsjahr: 2007/2008

„Be Right“ entstand vermutlich 2007 oder 2008 im Zuge der Albumproduktion zu Untitled. Der Track wurde letztendlich verworfen und Nas verwertete seine Lyrics an anderer Stelle.

Teile des ersten Parts tauchten 2008 auf der Untitled-Single „Make the World Go Round“ auf und die Zeile „Rare Nigga, I’m a wonder, Your best success is my worst blunder“ gefiel Nas scheinbar sogar so gut, dass er sie 2010 auf einem ebenfalls als Video-Single ausgekoppelten Raekwon-Feature ein drittes Mal einrappte.


  1. The Rise and Fall

Produzent: The Trackmasters

Entstehungsjahr: 1997-1999

„The Rise and Fall“ ist einer der Tracks, die ursprünglich einmal für I am… The Autobiography angedacht waren, aber nach dem Leak letztlich verworfen wurden. Schade, denn der Track ist definitiv zu dem Besten zu zählen, was Nas zwischen 1996 und 2001 aufgenommen hat.

Nas blickt hier zurück auf eine fiktivisierte Variante seiner bisherigen Rap-Karriere und alle Steine, die ihm die Musikindustrie und sonstige Neidhammel auf dem Weg an die Spitze in den Weg legten.

Die Hook sampelt Slick Ricks „The Moment I Feared“, für das Instrumental verwursteten die Trackmasters eine kurze Sequenz aus Aretha Franklins Version von „A Song for You“.


  1. Sometimes I Wonder (feat. Nature)

Produzent: N/A

Entstehungsjahr: 1997-1999

Auch „Sometimes I Wonder“ war einer der Tracks, die von Bootleggern geleakt wurden und es deswegen nicht auf die finale Fassung des I am…-Albums schafften. Der Track tauchte seither auf diversen inoffiziellen Mixtapes wie diesem hier auf, wurde aber nie offiziell veröffentlicht.


  1. Everyday Thang (feat. Nature & Dr. Dre)

Produzent: Dr. Dre

Entstehungsjahr: 1996/1997

Ein Blick auf die drei an diesem Song beteiligten Personen lässt darauf schließen, dass „Everyday Thang“ irgendwann in den Jahren 1996 und 1997 entstanden sein muss. Es war diese Zeit, in der Nas Nature als Cormega-Ersatz zu The Firm holte und mit Dr. Dre die Arbeit an Tracks für das gemeinsame Album der New Yorker Supergroup aufnahm.

Der Beat, vermutlich eine Dr.-Dre-Produktion, sampelt Minnie Ripertons „Inside My Love“.

2009 tauchte auf dem Statik-Selektah-Mixtape The Prophecy Vol. 2 (The Beginning of the N) eine abgewandelte Version des Tracks auf, in der Termanology Nature ersetzt und eine ungenannte Sängerin im in der ursprünglichen Version noch leer gebliebenen Chorus-Teil des Songs auftritt.


  1. Time (feat. Nature & AZ)

Produzent: Dr. Dre

Entstehungsjahr: 1996/1997

Auch „Time“ wurde von Dr. Dre produziert und entstammt höchstwahrscheinlich den Studio-Sessions zum 1997 veröffentlichten The-Firm-Album. Der Song sollte sieben Jahre später schließlich auf AZs Best-of-Compilation Decade 1994-2004 erscheinen.

Die Stimme, die Dre hier für den immer wieder mal eingestreuten „Time“-Vocal-Cut sampelt, gehört übrigens keinem anderen als George Michael.


  1. Who are You (feat. Xin Xin)

Produzent: Eric Hudson

Entstehungsjahr: 2008

„Who Are You“ war ursprünglich für Nas‘ Album Untitled geplant und wurde von Eric Hudson produziert, der sich seinerzeit auch für den Beat zu „Project Roach“ verantwortlich zeigte. Als Nas das Album in Folge der Kontroverse um dessen ursprünglich geplanten Titel umstrukturieren musste, verschwand unter anderem auch „Who Are You“ von der Tracklist.

Drei Jahre später tauchte der Song schließlich auf einem Mixtape des Basketballers Ron Artest auf. Er ist es auch, der zu Beginn der hier enthaltenen Version verkündet, auf diesem Song ausnahmsweise mal nicht rappen zu wollen. (Gott sei Dank.)


  1. Film

Produzent: C-Sick

Entstehungsjahr: 2009

So unromantisch das auch klingen mag: Der Song „Film“ ist tatsächlich das Ergebnis eines Wettbewerbs der Firma Red Bull. Der damals gerade mal 17-jährige Beat-Produzent C-Sick hatte 2008 ein von Red Bull veranstaltetes Beat Battle in New York für sich entscheiden können. Sein Preis: ein Treffen mit Nas in Los Angeles inklusive der Aufnahme eines gemeinsamen Songs.

Die hier enthaltene Version des Tracks musste schon nach wenigen Stunden wieder aus dem Netz genommen werden, da sich die Rechteinhaber des Original-Samples nicht mit dessen Verwendung einverstanden zeigten. Wenige Tage später veröffentlichte Red Bull deswegen eine zweite Version des Tracks, in der das Sample nur noch in nachgespielter Version zu hören war.


  1. I Want It

Produzent: N/A

Entstehungsjahr: 1999

„I Want It“ erschien 1999 auf E-Money Bags‘ einzigem Studioalbum In E-Money Bags We Trust. Obwohl es sich somit eigentlich um einen E-Money-Bags-Song handelt, ist Nas‘ Stimme die Dominierende des Tracks: Er übernimmt auf dem Song seines zwei Jahre später erschossenen Hood-Freundes die Hook und rappt zudem ganze zwei Parts.

Einen weiteren Part steuert der ebenfalls aus Queensbridge stammende Horse bei, findet dafür in den Credits des E-Money-Bags-Albums aber seltsamerweise keine Erwähnung.


  1. Pussy Kills

Produzent: Chucky Thompson

Entstehungsjahr: 2002

„Pussy Kills“ erschien zusammen mit zwei weiteren Tracks auf der limitierten Bonus-Disc zu Nas‘ sechstem Studioalbum God‘s Son.

Produziert wurde der Song von Chucky Thompson für das Producer-Kollektiv The Hitmen. Der bediente sich für seinen Beat bei Michael Massers Instrumentalstück „My Hero Is a Gun“ aus dem Soundtrack des Diana-Ross-Films Mahagoni.


  1. Don’t Body Ya Self

Produzent: Salaam Remi

Entstehungsjahr: 2007

50 Cent und Nas, Anfang der 2000er noch auf gemeinsamen Songs zu hören, bekamen sich im Lauf des Jahrzehnts zunehmend in die Haare. „Don’t Body Ya Self“, 2007 veröffentlicht, war seinerzeit Nas‘ Reaktion auf eine Reihe von Sticheleien des G-Unit-Oberhaupts in seine Richtung.

Während die ersten beiden Parts noch eher allgemein gehalten sind, besteht dann auch spätestens im dritten Verse kein Zweifel mehr, an wen Nas seine Worte hier adressiert. „I guess it’s time for Nas to ether him“, droht Nas an dieser Stelle in Bezugnahme auf seinen vernichtenden Jay-Z-Diss von 2001. 50 Cent schien die Warnschüsse richtig verstanden zu haben, denn eine Antwort seinerseits auf Nas‘ Track blieb bis heute aus.

Für den dazugehörigen Beat drehte Salaam Remi ein wenig am Pitch der John-Legend-Single „Ordinary People“.


  1. Last Real Nigga Alive Pt. 2

Produzent: Nas & Salaam Remi

Entstehungsjahr: 2009/2010

Auch wenn der Titel etwas andere vermuten lässt, haben dieser Track und „Last Real Nigga Alive“ von Nas‘ God‘s Son-Album relativ wenig gemein. Erstmals im August 2010 auf dem DJ-Green-Lantern-Mixtape Invasion Radio 2K10 erschienen, ist „The Last Real Nigga Alive Pt. 2“ ein nur knapp einminütiger Freestyle-Track, in dem nicht etwa gegen Rivalen und Weggefährten geschossen wird, sondern Nas ein weiteres Mal in bildhafter Sprache vom Leben auf der Straße erzählt: „Honestly I call this a culture / my sister’s a snake, my brother’s a vulture / my mother’s the block, my father’s a ghetto piranha swimming with sharks.“

Produziert wurde der Song von Nas und Salaam Remi.


  1. One Plus One (feat. The Large Professor)

Produzent: The Large Professor

Entstehungsjahr: 1995

Nas ist nicht der einzige, der in seiner Karriere mit Bootlegs zu kämpfen hatte: Seinen Weggefährten und frühen Förderer Large Professor ereilte Mitte der 1990er Jahre ein besonders bitteres Schicksal, als das Release seines Solo-Debüts The LP nach einem Leak gänzlich abgeblasen wurde.

Das Album, inklusive der großartigen Nas-Kollaboration „One Plus One“, erschien schließlich erst stolze 13 Jahre später unter Eigenregie, nachdem sich Large Pro zwischenzeitlich die Rechte an seinem eigenen Werk zurückgeholt hatte. „One Plus One“, wie das ganze Large-Professor-Album sozusagen eine verborgene Perle des 90er-Jahre-Hip-Hops, entstand somit irgendwann im Zeitraum zwischen Nas‘ Illmatic und dem Nachfolger It Was Written.

Der dazugehörigen Beat, von Large Professor selbst produziert, besteht aus einem der wohl geschmeidigsten Sample-Loops aller Zeiten, dessen Ursprung sich im Mittelteil des neunminütigen Hubert-Laws-Stücks „Rite of Spring“ finden lässt.


  1. Sinful Living (feat. Billy Lawrence)

Produzent: The Trackmasters

Entstehungsjahr: N/A

„Sinful Living“ verwendet denselben Trackmasters-Beat wie der 1996 kurz nach Release des Originals veröffentlichte Remix zu „Street Dreams“ mit R. Kelly. Der Song featured die R’n‘B-Sängerin Billy Lawrence, die Mitte bis Ende der 90er Jahre einige kleinere Chart-Erfolge in den US-Billboard Hot 100 für sich verbuchen konnte (unter anderem dank „Come On“ mit MC Lyte).

Womöglich handelt es sich um eine frühe Idee für eine Radiosingle zu Nas‘ It Was Written-Album, die später verworfen wurde, als sich für den Beat eine andere Verwendung gefunden hatte.


  1. Let ‚Em Hang (feat. Lake & V-12)

Produzent: The Alchemist

Entstehungsjahr: 2001

„Let ‚Em Hang“ ist Teil des Kompilationsalbums The 41st Side, das Nas‘ damaliger Kumpel Lake 2001 zusammenstellte, als er sich nach sieben Jahren im Gefängnis mit Musik ein neues Standbein aufzubauen beabsichtigte. Trotz Mangel an Promotion war das Album ein großer Erfolg im New Yorker Underground und verkaufte sich insgesamt mehr als 100.000 Mal.

Der Beat des Tracks stammt von The Alchemist, womit „Let  ‚Em  Hang“ eine der frühesten Zusammenarbeiten dessen mit Nas darstellt. Im Refrain singt V-12.


  1. Snitch Alibi

Produzent: Boola

Entstehungsjahr: N/A

„Snitch Alibi“ ist Nas‘ kompromisslose Abrechnung mit Verrätern in der Hood, die ihre Integrität opfern, nur um die eigene Haut zu retten. Der Beat stammt von dem New Yorker Produzenten Boola, der von 2002 bis 2008 bei Roc-A-Fella unter Vertrag stand. Er war übrigens auch derjenige, der den Track im März 2010 gemeinsam mit einer Reihe weiterer Eigenproduktionen ins Netz stellte. Womöglich hatte Boola ganz einfach genug davon, eine Songperle wie diese auf der eigenen Festplatte verstauben zu sehen.

Seinerzeit spekulierte übrigens unter anderem MTV.com darüber, ob es sich möglicherweise um einen Vorboten für das für Ende 2010 geplante Nas-Projekt The Lost Tapes 2 handeln könnte. Pustekuchen.


  1. Tales from the Hood

Produzent: Curt Gowdy

Entstehungsjahr: N/A

„Tales from the Hood“, ein typischer Nas-Storyteller-Track, erschien zuerst 2001 auf einem Mixtape von DJ Clue. Entstanden ist der Track aber höchstwahrscheinlich schon einige Jahre davor.

Produziert wurde er von Curt Gowdy, der Ende der 1990er Jahre häufig mit Poke und Tone von den Trackmasters zusammenarbeitete und unter anderem auch am 1997 veröffentlichten The-Firm-Album beteiligt war.


  1. Day Dreamin‘, Stay Schemin‘

Produzent: N/A

Entstehungsjahr: N/A

„Day Dreamin‘, Stay Schemin‘“ ist ein Cover bzw. eine Interpolation des 1982 veröffentlichten Kurtis-Blow-Songs „Daydreamin‘“. Anstatt seine Geliebte zu besingen, widmet sich Nas darin aber auf augenzwinkernde Art und Weise seinen Feinden und all jenen, die ihm aus purem Neid an den Kragen wollen.

Obwohl der Song bis heute nie offiziell veröffentlicht wurde, schlug er weite Kreise und inspirierte sogar einen Hit-Song der letzten Jahre: Rick Ross, Drake und French Montana übernahmen die Hook des Tracks kurzerhand für ihre Kollabo „Stay Schemin‘“, erschienen 2011 auf dem Rick-Ross-Mixtape Rich Forever.


  1. Death Anniversary

Produzent: Wyldfyer

Entstehungsjahr: 2005

„Death Anniversary“ war erstmals 2005 auf dem DJ-Clue-Mixtape Fidel Cashflow zu hören. Produziert wurde der Track von Wyldfyer aus Philadelphia, der in Nas‘ Diskographie ansonsten nur in den Credits von Hip Hop Is Dead auftaucht. Womöglich entstand der Track also in der Produktionsphase des besagten Albums.

Das würde auch inhaltlich passen, zumal Nas in dem Song einmal mehr nicht nur den Tod einiger seiner Kumpane, sondern auch das Dahinschwinden seines geliebten Hip-Hops zu bedauern scheint: „Cause niggas spit fake shit and y’all respect it / I spit that real shit and y’all won’t buy the record“.


  1. Victory (feat. John Legend)

Produzent: DJ Khaled & The Inkredibles

Entstehungsjahr: 2010

„Victory“, produziert von DJ Khaled und The Inkredibles, erschien im März 2010 auf DJ Khaleds gleichnamigem Album. Inzwischen war Nas einige weitere Male auf DJ-Khaled-Projekten vertreten, diese John-Legend-Kollabo bleibt aber nach wie vor unerreicht.


  1. Surviving the Times

Produzent: Chris Webber

Entstehungsjahr: 2007

„Surviving the Times“ war der einzige bis dato unveröffentlichte Song auf Nas‘ 2007 veröffentlichtem Greatest Hits-Album. Ursprünglich hatte Nas dieselben Lyrics auf einem anderen, von Cool & Dre produzierten Beat eingerappt. Die hier enthaltene finale Version des Tracks basiert aber auf einem Sample aus Nipsey Russells „What Would I Do If I Could Feel“ aus dem 70er-Jahre-Musical The Wiz.

Im Interview mit dem Rolling Stone verriet Nas 2007, dass er den Song schon eine Weile herumliegen hatte, bevor er ihn schließlich an den Anfang seiner Best-of-Platte packte: „Ich hatte vergessen, dass ich den Song hatte. Er war einfach perfekt als Zugabe für die Greatest Hits. Er entstand aus einer Konversation heraus. Ich benötigte Leute um mich herum, die mich an bestimmte Dinge erinnerten, die passiert sind, also habe ich eine Menge Informationen von denjenigen aufgesaugt, die gerade da waren als ich im Studio war.“

Produziert wurde die finale Version von „Surviving the Times“ von keinem anderen als dem ehemaligen Basketball-Star und Hobby-Beatmaker Chris Webber.


Hier geht’s zu den weiteren Teilen der Mixtape-Reihe:

The Lost Tapes III

The Lost Tapes IV

5 Gedanken zu “Nas – The Lost Tapes II

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