Nas – The Lost Tapes IV

Der abschließende Teil der inoffiziellen BB&C-Lost-Tapes-Trilogie versammelt ein letztes Mal 24 Perlen aus Nas‘ Songkatalog, die jemand, der nur mit dem klassischen Albenkanon des Rappers vertraut ist, vermutlich verpasst hat.

The Lost Tapes IV ist gleichzeitig der auf den ersten Blick unrundeste Teil der Mixtape-Reihe wie der, in dem gerade deswegen die meiste Feinarbeit steckt. Denn wo die ersten beiden Teile noch ohne großartige Nachbearbeitung ein stimmiges Gesamtbild ergaben, musste hier ab und an mit Interludes und Song-Übergängen nachgeholfen werden, die so in den Original-Versionen der Songs nicht zu finden sind. An mancher Stelle („Livin‘ It“, „Hope“) mussten sogar ganze Beats nachgebaut und überarbeitet werden, um unerträglichen DJ-Tags und unhörbar schlechter Soundqualität ein Schnippchen zu schlagen.

Das Mixtape beginnt mit fünf Tracks aus den Sessions zu Nas‘ Untitled-Album – darunter eine ebenfalls von Stargate produzierte, unveröffentlichte Vorab-Fassung des Songs „America“ –, kehrt dann kurz („The Season“) im Jahr 2014 ein, um einen Track später einen enormen Zeitsprung zurück in die Entstehungsphasen von Nas‘ 90er-Klassikern Illmatic und It Was Written zu machen. Nach „I‘m A Villain“, einem noch vor Illmatic entstanden Track, dessen Lyrics später in Teilen einen Platz auf Nas‘ Debütplatte finden sollten, geht es dann wieder unverhofft in die 2000er zurück.

Nicht nur die wilden Zeitsprünge unterscheiden dieses Mixtape von den beiden Vorgängern, auch sind diesmal untypischerweise einige Tracks dabei, die tatsächlich veröffentlicht wurden – und das sogar auf offiziellen Nas-Releases. „I‘m A Villain“ [aufgrund eines Copyright-Anspruchs des Produzenten nur in der ersten Version dieses Mixtapes enthalten] etwa erschien jüngst 20 Jahre verspätet auf der 20th Anniversary Edition von Illmatic, „On the Real“ und „Star Wars“ waren Teil der zehn Jahre zuvor erschienen ersten Jubiläumsauflage des Klassikers. „Trust“ derweil war zwar in der iTunes-Version des aktuellsten Nas-Albums Life is Good enthalten, blieb Käufern des physischen Releases aber vorenthalten.

Ausführliche Informationen zu den Ursprüngen und Entstehungsumständen aller enthaltenen Tracks (soweit nachvollziehbar) finden sich weiter unten auf dieser Seite.

 

Nas – The Lost Tapes IV
(mixed and compiled by beatsbooksandcigarettes)

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Tracklist:
01. Proclamation (Nigger Hatred)
02. Be A Nigger Too
03. America (Original Version)
04. Association (feat. Stic Man of Dead Prez)
05. What It Is (Esco Let’s Go)
06. The Season
07. Livin‘ It
08. On The Real
09. Understanding
10. Life Is Like A Dice Game
11. Fast Life (Buckwild Remix) (feat. Kool G Rap)
12. High
13. One On One
14. Stay Chisel (Alternate Version)
15. Too Hot (feat. 50 Cent & Nature)
16. Escobar ’97
17. Ghetto (feat. Joell Ortiz)
18. Street Dreams (Remix) (feat. R. Kelly)
19. Tick Tock (feat. Prodigy)
20. Thugz Mirror (Freestyle)
21. Star Wars
22. In Too Deep (feat. Nature)
23. Trust
24. Hope (Original Version Reworked)

Stream-Möglichkeiten:

Hearthis.at

 

Liner Notes/Infos zu den einzelnen Tracks:

  1. Proclamation (Nigger Hatred)

Produzent: N/A

Entstehungsjahr: 2008

Als Vorgeschmack auf sein bevorstehendes neuntes Studioalbum veröffentlichte Nas im April 2008 die kontrovers diskutierte Single „Be a Nigger Too“ (siehe Folgetrack). Das dazugehörige, fast neunminütige Musikvideo, das von einer thematisch ähnlich gelagerten Szene aus Spike Lees Film 25th Hour inspiriert war, eröffnete jedoch zunächst ein anderes Musikstück: „Proclamation (Nigger Hatred)“.

Durch Nas‘ so aufrichtig wie unaufgeregt vorgetragene Worte und eine minimalistische Klavier-getriebene musikalische Begleitung mutet der Track tatsächlich mehr wie eine Proklamation als wie ein eigenständiger Song an – eine Art Vorwort zu dem, was folgt.

Als „Untitled“ Ende desselben Jahres schließlich erschien, hatte den Song ein anderes, ähnlich minimalistisches und nicht weniger eindrucksvolles Stück als Albumintro abgelöst. „Proclamation (Nigger Hatred)“ blieb derweil iTunes-Vorbestellern als Bonus-Track vorbehalten.


  1. Be A Nigger Too

Produzent: Salaam Remi

Entstehungsjahr: 2008

Wie bereits erwähnt, war „Be A Nigger Too“ ursprünglich einmal als Vorgeschmack auf Nas‘ unbetiteltes neuntes Studioalbum angedacht, das damals noch Nigger hieß. Aufgrund von Sample-Clearance-Problemen war der von Salaam Remi produzierte Song letztlich aber nicht auf dem Album vertreten.

Teile des zweiten Verses tauchen übrigens auch auf „Courthouse“ auf, einem ebenfalls unveröffentlicht gebliebenen Nas-Track, der aufgrund dieser textlichen Überschneidungen nicht in dieser Mixtape-Reihe berücksichtigt wurde.


  1. America (Original Version)

Produzent: Stargate

Entstehungsjahr: 2008

Wie die auf Untitled enthaltene Version von „America“, wurde auch diese frühe Fassung des Tracks von dem norwegischen Hit-Produzentenduo Stargate produziert.

Wo sich die spätere Album-Version durch Streicher-Synthies und eine weibliche Gesangsstimme im Refrain auszeichnet, geben hier noch durchgehend Samples aus David Bowies Pat-Metheny-Kollabo „This is not America“ den Ton an. Die Vermutung liegt nahe, dass auch hier mal wieder Sample-Clearance-Probleme einer Veröffentlichung im Weg standen.


  1. Association (feat. Stic Man of Dead Prez)

Produzent: Stic.Man

Entstehungsjahr: 2008

„Association“ erschien im Juni 2008 auf dem bis heute einzigen offiziellen Nas-Mixtape The Nigger Tape, gehostet von DJ Green Lantern. Produziert wurde der Track von Dead-Prez-Mitglied stic.man, der in der Produktionsphase zu Untitled eng mit Nas zusammenarbeitete und hier auch einen eigenen Part beisteuerte.

Das zuvor unter anderem bereits von Havoc und 9th Wonder wunderschön verarbeitete Beat-Sample entstammt der „Hospital Prelude of Love Theme“ von Soul-Legende Willie Hutch; die den thematischen Einstieg liefernden Einleitungsworte kommen von Will Smith.


  1. What It Is (Esco Let’s Go)

Produzent: DJ Khalil

Entstehungsjahr: 2008

Erste Stream-Rips von „What It Is (Esco Let’s Go)“ machten Anfang 2008 im Netz die Runde, nachdem Produzent DJ Khalil den Song im Rahmen einer Präsentation angespielt hatte. Eine vollständige Version war dann wenig später auf dem Mixtape The Nigger Tape enthalten.

In einem interessanten Interview mit Complex.com erzählt DJ Khalil die Entstehungsumstände des Tracks im Detail. Demnach habe er das dazugehörige Acapella von Nas‘ Manager erhalten, der sich für den bereits fertigen Song einen anderen Beat wünschte. Innerhalb von zwei Tagen habe er daraufhin drei verschiedene Remixe angefertigt, bis schließlich die bewusst raue und minimalistische Gitarren-Instrumentierung des finalen Tracks entstand.

Als Teile des Songs nach der besagten Präsentation im Netz auftauchten, sei er dann in regelrechte Panik geraten. „Ich dachte [Nas] würde sauer auf mich sein, aber er war stattdessen sogar glücklich, weil die Resonanz so gut ausfiel. Man spielte mit der Idee, das Ganze als Street Single zu verwenden, aber es hat sich letztlich nicht so ergeben.“

Das Acapella, auf dessen Basis dieser Remix entstand, entstammt vermutlich dem wenig bekannten Song „War Is Necessary“, erschienen 2008 auf dem Soundtrack zu GTA IV.


  1. The Season

Produzent: J Dilla

Entstehungsjahr: 2014

Bei einem Überraschungs-Gastspiel auf einem Run-the-Jewels-Konzert performte Nas Ende 2014 erstmals „The Season“. Der Song, damals noch weitläufig als Vorbote für Nas‘ noch immer sehnsüchtig erwartetes neues Album interpretiert, wurde dann wenig später zum kostenlosen Download auf Audiomack.com bereitgestellt und war schließlich Teil des Videospiel-Soundtracks zu NBA Live 18.

Der von J Dilla produzierte Beat erschien erstmals 2006 auf dessen legendärem, posthum veröffentlichten Beat-Album Donuts und basiert auf einem Bläser-Loop aus dem Luther-Ingram-Song „To the Other Man“.


  1. Livin‘ It

Produzent: Madlib (?)

Entstehungsjahr: N/A

„Livin‘ it“ tauchte 2009 in einer mit unsäglichen DJ-Tags nur so übersäten Fassung auf einem Mixtape von DJ 31 Degreez auf.

Leider ist bis heute nie eine Version des Songs ans Tasgeslicht gedrungen, die einen den verantwortlichen DJ nicht schon nach wenigen Sekunden verfluchen lässt. Zur höchstmöglichen Schadensbegrenzung wurde daher für dieses Mixtape versucht, die DJ-Tags zumindest an den Stellen des Tracks zu eliminieren, an denen dadurch nicht Nas‘ Vocal-Spur beeinträchtigt wird.

Über die Entstehungsumstände des Songs lässt sich leider nur mutmaßen. Mit einiger Sicherheit lässt sich zumindest sagen, dass Nas die dazugehörigen Lyrics spätestens 2008 geschrieben hat. Auf „Hero“, der Lead-Single seines in diesem Jahr veröffentlichten unbetitelten Studioalbums, finden sich nämlich einige Zeilen aus „Livin‘ It“ in leicht veränderter Form wieder: „And every time I close my lids I can still see the borough, I can still see the bridge / I can still see the dreams that my niggas ain’t never lived to see / Tell them angels open the door for me“.

Das Beat-Sample entstammt dem Eddie-Henderson-Song „Beyond Forever“. Womöglich handelt es sich bei dem Track auch um einen DJ-Blend aus einem unveröffentlichten Nas-Acapella und dem von Madlib produzierten Instrumental zu Dudley Perkins‘ „Come Here My Dear“.


  1. On The Real

Produzent: Marley Marl

Entstehungsjahr: 1994/1995

Auch wenn „On The Real“ häufig Nas‘ vor Illmatic aufgenommenem Demotape zugeschrieben wird: Die Original-Version dieses Songs, auf der neben Nas auch Cormega und das Rapduo Kamakazee zu hören waren, entstand vermutlich erst Ende 1994, nachdem Illmatic bereits in den Läden stand.

Dafür spricht schon alleine Cormegas Beteiligung, denn dieser saß in den Jahren davor – wie Fans von Nas‘ Klassiker-Debüt vermutlich wissen – im Gefängis. Sollte dieses Indiz noch nicht genügen, dann seien an dieser Stelle auch noch Nas‘ eigene Worte in der hier enthaltenen 2004er Neuauflage zitiert: „That verse is ten years old, nine and a half years old“ – nicht also elf oder sogar 13, wie an anderer Stelle behauptet wird.

Das mit Produzent Marley Marl verbandelte Label Undaground Buttas releaste den Original-Song 1997 auf 12-Inch-Vinyls mit Bootleg-Charakter. Screwball, eine erweiterte Rapgruppe rund um Kamakazee, veröffentlichte 2000 auf Y2K the Album eine abgewandelte Version des Tracks, die ohne einen Nas-Part auskam. Der legte dafür 2004 auf der 10th Anniversary Platinum Edition von Illmatic mit einer nun bereits dritten Version von „On the Real“ nach, in der er den Track diesmal komplett für sich vereinnahmte und seinem Original-Verse zwei weitere folgen ließ.


  1. Understanding

Produzent: Large Professor

Entstehungsjahr: 1994/1995

„Understanding“ entstand Ende 1994 oder Anfang 1995, unmittelbar nachdem Nas die Arbeit an seinem zweiten Studioalbum It Was Written aufgenommen hatte.

Wie Large Professor in einem Complex-Interview erzählt, basierte das Konzept des Tracks auf einer Idee Biz Markies, der gemeinsam mit AZ auch einige Worte auf dem späteren Track unterbrachte. „Biz rief mich eines Tages an und sagte: ‚Yo, weißt du, was dope wäre? Wenn Nas über diesen Grover-Washington-Track rappen würde.‘“

Dem Produzenten gefiel die Idee. Er jagte „Magic Man“ durch seinen Sampler, rief Nas an und begab sich mit ihm in die New Yorker Greene Street Studios, wo eine legendäre Session ihren Anfang nahm.

Obwohl der spontan entstandene Track laut Large Professor nie richtig abgemischt wurde, erfuhr er 1996 sogar ein (vermutlich nicht ganz offizielles) Vinyl-Release.


  1. Life Is Like A Dice Game

Produzent: Easy Mo Bee

Entstehungsjahr: 1994/1995

Neben der hier enthaltenen Version, die von Easy Mo Bee produziert wurde, existiert noch eine zweite Version von „Life Is Like A Dice Game“. Diese leider unauffindbare Ursprungsversion des Tracks entstammte derselben Studio-Session wie „Understanding“, wurde von Large Professor produziert und basierte auf einem Sample aus dem Sylvia-Striplin-Song „You Can’t Turn Me Away“, das wenig später auch bei einer Hit-Single der Junior M.A.F.I.A. in Verwendung sein sollte.

Easy Mo Bees Version verbindet stattdessen auf elegante Weise Norman Conners „Valentine Love“ mit Marvin Gayes „Mercy Mercy Me (The Ecology)“. 1996 war sie gemeinsam mit „Understanding“ auf diversen Bootleg-Vinyl-Pressungen zu hören.


  1. Fast Life (Buckwild Remix) (feat. Kool G Rap)

Produzent: Buckwild

Entstehungsjahr: 1995

Kool G Rap war neben Rakim nicht nur eine der größten Inspirationen für Nas‘ musikalisches Schaffen, sondern auch einer seiner ersten Förderer im Rap-Business. Schon zu „Live at the Barbecue“-Zeiten pflegten Nas und die New Yorker Rap-Legende ein Mentor-Schüler-Verhältnis. Für sein erstes Demo-Tape stellte G Rap Nas sein Studio zur Verfügung. Er war auch derjenige, der dem jungen Raptalent MC Serch vorstellte, der später als Produzent von Illmatic sowie It Was Written eine elementare Rolle in Nas‘ Karriere spielen sollte.

1995, als Nas gerade mit Illmatic ins Spotlight gedrungen war, kam die Kollabo „Fast Life“ dementsprechend einer Art „Passing-the-Torch“-Moment gleich. „Zu der Zeit, als wir ‚Fast Life‘ zusammen machten, war Nas bereits ins Rap-Game eingezogen. Das war das erste Mal, dass wir zusammen auf einem Song gerappt hatten, und das Timing machte daraus eine Art Fackelübergabe“, so Kool G Rap gegenüber Complex.com.

Einschneidend ist der Song auch deswegen, weil er einer der ersten war, die Nas von einer anderen Seite zeigten als der des Straßenpoeten. Mit seinen Mafioso-lastigen Inhalten markierte „Fast Life“ gewissermaßen auch die Geburt des Nas Escobar und war damit wegweisend für die Mafia-Rap-lastigen Folgeprojekte des nun an der Spitze der Nahrungskette von Queens angekommenen Rappers.

Da das Label seinerzeit eine Art Remix-Contest ausrief und zudem eine Acapella-Version auf der Single-Veröffentlichung enthalten war, existieren unzählige offizielle und inoffizielle Remixe zu „Fast Life“. Dieser hier stammt von Buckwild, der auch den Originaltrack produziert hatte, und verleiht dem Track einen völlig anderen, langsameren und jazz-angehauchten Vibe.

Der Remix erschien ab 1995 auf diversen nicht ganz offiziellen Vinyl-Pressungen und war 2010 schließlich Teil der auf 200 Stück limitierten Raritäten-Kollektion Buckwild presents….


  1. High

Produzent: N/A

Entstehungsjahr: N/A

Mehr noch als bei jeder anderen Rarität dieser Mixtape-Reihe, umgibt die Entstehungs- und Veröffentlichungsumstände von „High“ ein großes Fragezeichen. Die DJ-Tags zum Einstieg des Tracks lassen vermuten, dass er auf einem Mixtape des New Yorker Hip-Hop-DJs The 45 King das Licht der Welt erblickte – vermutlich Ende der 1990er Jahre. Gesicherte Informationen finden sich hierzu aber leider nicht.


  1. One On One

Produzent: Chris Large & Mr. Freaknasty

Entstehungsjahr: 1994

„One on One“ erschien Ende 1994 auf der offiziellen Soundtrack-CD zur Videospiel-Leinwandadaption Street Fighter mit Jean-Claude Van Damme. Der Beat stammt von Chris Large und Mr. Freaknasty und sampelt das Stück „The Awakening“ aus dem großartigen und immer wieder gerne gesampelten gleichnamigen Album von Jazz-Pianist Ahmad Jamal.


  1. Stay Chisel (Alternate Version)

Produzent: Large Professor

Entstehungsjahr: 2002

„Stay Chisel“ war Teil des 2002 veröffentlichten Large-Professor-Albums 1st Class – allerdings in einer Version, die mit einem einzigen Nas-Part auskam, während Large Professor selbst den zweiten Part beisteuerte. Die hier enthaltene Alternativversion verfügt dagegen über insgesamt drei Nas-Verse, wobei die ab dem zweiten Part veränderte Soundästhetik vermuten lässt, dass hier Teile der Album-Version mit zwei weiteren unveröffentlichten Nas-Parts zusammengeschnitten wurden.

Der Beat basiert auf einem nahezu unveränderten Loop aus dem Song „Wild Dogs“ von Jim Capaldi.


  1. Too Hot (feat. 50 Cent & Nature)

Produzent: Chop Diesel

Entstehungsjahr: 2002

Wie „Who U Rep With“ (siehe The Lost Tapes III) entstammt auch „Too Hot“ dem 2002 veröffentlichten 50-Cent-Mixtape Guess Who’s Back. Den Beat produzierte Chop Diesel auf Basis eines Odyssey-Samples.


  1. Escobar ’97

Produzent: The Trackmasters

Entstehungsjahr: 1997

„Escobar ’97“ erschien 1997 auf der Soundtrack-CD zum Hollywood-Blockbuster Men in Black. Dafür, dass besagter Soundtrack mit mehr als drei Millionen verkauften Exemplaren allein in den USA zu den kommerziell erfolgreichsten Film-Soundtracks aller Zeiten zählt, blieb das Nas-Exclusive aber erstaunlich weit unter dem Radar. Dabei wurde der Song sogar als Promo-Single ausgekoppelt.

Für den Filmsoundtrack arbeitete Will Smith seinerzeit eng mit Poke und Tone von den Trackmasters zusammen. Auch Nas war bei diesen Sessions mit im Studio und feilte gemeinsam mit Will Smith unter anderem an den Lyrics des Hit-Single gewordenen Film-Titelsongs „Men in Black“. Vor diesem Hintergrund lag es also nahe, dass Nas und die Trackmasters auch einen eigenen Song zur CD beisteuern würden.

Im Hinblick auf Nas‘ Lyrics mutet „Escobar ’97“ wie eine Collage aus verschiedensten Textskizzen und früheren Werken an. So entstammt etwa die Hook einem Freestyle aus dem Mixtape 60 Minutes Of Funk Volume II von Funkmaster Flex, während uns der zweite Part bereits aus dem kurz zuvor verworfenen Song „Everyday Thang“ mit Dr. Dre und Nature bekannt vorkommt.

Der Trackmasters-Beat sampelt „Move Me No Mountain“ von Love Unlimited.


  1. Ghetto (feat. Joell Ortiz)

Produzent: DJ Green Lantern

Entstehungsjahr: 2008

Wie „Association“ mit Stic-Man (siehe oben) war auch „Ghetto“ Teil des 2008 veröffentlichten Mixtapes The Nigger Tape. Diesmal steuerte Mixtape-Host DJ Green Lantern selbst den Beat bei und jagte dafür „Ghetto: Misfortune’s Wealth“ von 24-Carat Black durch den Sampler.

Seinen herausragenden Feature-Part sollte Joell Ortiz, seinerzeit einer der wichtigsten Hoffnungsträger der New Yorker Hip-Hop-Szene, kurz darauf auch in das Musikvideo zu der Single „Can‘t You Tell?“ einbauen.


  1. Street Dreams (Remix) (feat. R. Kelly)

Produzent: The Trackmasters

Entstehungsjahr: 1996

Dieser nicht auf It Was Written enthaltene Remix zu „Street Dreams“ wurde 1996 pünktlich zur Single-Auskopplung des Original-Songs veröffentlicht. Der eingängige Remix und das dazugehörige Musikvideo trugen einen nicht unwesentlichen Teil dazu bei, dass sich die „Street Dreams“-Single ähnlich gut verkaufte wie ihr Vorgänger „If I Ruled the World (Imagine That)“ und manifestierten damit Nas‘ Ankunft in den kommerziell erfolgreichen Gefilden des Raps.

Trotz allem war Nas selbst offenbar auch Jahre später noch kein allzu großer Fan dieser Version des Songs. „Das war zum größten Teil ein Wunsch des Labels, dabei will ich es einmal belassen“, so der Rapper 2007 im Interview mit dem Rolling Stone.

„Street Dreams (Remix)“ verdankt seine Eingängigkeit neben R. Kellys Refrain nicht zuletzt auch einem Sample aus dem Isley-Brothers-Groover „Choosey Lover“. Wie Poke von den Trackmasters gegenüber Complex.com verriet, gab es neben dieser auf Radiotauglichkeit getrimmten Version aber noch einen unveröffentlichten zweiten Remix, der in eine härtere, Underground-lastige Richtung ging.

2007 war „Street Dreams (Remix)“ Bestandteil der Nas-Best-of-Kompilation Greatest Hits.


  1. Tick Tock (feat. Prodigy)

Produzent: The Alchemist

Entstehungsjahr: 2004

Das Verhältnis zwischen Nas und Mobb Deeps Prodigy war nicht immer einfach. Mal konnten sich die beiden gut leiden und produzierten Hits gemeinsam im Studio, dann gingen sie sich wieder gegenseitig in Tracks an den Kragen.

Als „Tick Tock“ entstand lag gerade mal wieder ein längerer Schlagabtausch hinter den beiden. Nas hatte Prodigy 2001 mit seinem Rundumschlag auf „Destroy and Rebuild“ gegen sich aufgebracht, woraufhin unter anderem ein ganzer Disstrack Mobb Deeps gegen Nas entstand – auf einem Alchemist-Beat, den Nas zuvor selbst berappt hatte (siehe auch The Lost Tapes III). Hinzu kamen private Probleme Prodigys mit Mitgliedern aus Nas‘ Entourage.

Für The Alchemist, der als Produzent beider Künstler gewissermaßen zwischen den Stühlen stand, und dessen erstes Produzentenalbum The 1st Infantry rauften sich die beiden 2004 noch einmal kurz zusammen. „Tick Tock“ ist Nas‘ erster gemeinsamer Track mit Prodigy seit „Self Conscience“ auf der vier Jahre zuvor veröffentlichten QB’s Finest-Kompilation.

Dennoch: Als Prodigys Parts einsetzt, klingt es so, als sei der Pitch des Instrumentals plötzlich minimal verändert. Die Vermutung liegt nahe, dass die beiden hier nicht zusammen im Studio waren und Prodigys Part zeitlich versetzt zum Rest des Songs entstand. Bis zur endgültigen Versöhnung der beiden sollte es tatsächlich noch sieben weitere Jahre dauern.

Der smoothe Soul-Loop aus „The Loneliest Man in Town“ von Side Effect, der die Basis dieses Songs liefert, scheint Prodigy übrigens so sehr begeistert zu haben, dass er ihn zwei Jahre später gemeinsam mit Havoc erneut berappte.


  1. Thugz Mirror (Freestyle)

Produzent: The Alchemist

Entstehungsjahr: 2002

„Thugz Mirror (Freestyle)“ war auf der limitierten Bonus-Disc zu Nas‘ 2002er Album God’s Son enthalten. Für die Drumspur sampelte The Alchemist ein Live-Album der Rockband Cerrone.


  1. Star Wars

Produzent: Large Professor

Entstehungsjahr: 2004 (?)

Mit der gleichnamigen Filmreihe hat „Star Wars“ höchstens indirekt etwas zu tun. Der Songtitel verweist viel eher auf einen anderen ‚Krieg der Sterne‘ – auf den oftmals allzu schmalen Grat zwischen Rapbeef und Straßenkämpfen, zwischen Wortgefechten und Pistolenschüssen, den der MC in seiner eigenen Karriere mehr als einmal am eigenen Leib zu spüren bekam.

Der Song war einer von zwei Bonustracks auf der 2004 veröffentlichten Jubiläumsedition von Illmatic. Den Beat hatte Produzent Large Professor zwei Jahre zuvor auf seinem Album 1st Class schon einmal selbst berappt.


  1. In Too Deep (feat. Nature)

Produzent: Larry Gates

Entstehungsjahr: 1999

„In Too Deep“ ist eine weitere Songperle, deren Entstehung und Veröffentlichung einem Film-Soundtrack zu verdanken ist. Der Track erschien 1999 auf der Soundtrack-CD zum gleichnamigen Thriller mit LL Cool J in einer der Hauptrollen.

Das Instrumental des Songs produzierte Larry Gates alias Precision, der sich auch für einige weitere Nas-Klassiker, allen voran den unvergessenen LostTapes-Opener „Doo Rags“, verantwortlich zeigt. Das gefühlvolle Violinensample entstammt vermutlich einer nicht näher identifizierten Aufnahme der „Violin Sonata in D minor, RV 12“ von Antonio Vivaldi.


  1. Trust

Produzent: Boi-1da

Entstehungsjahr: 2012

„Trust“, ohne Zweifel einer der stärksten Nas-Tracks der letzten Jahre, schaffte es aus unerklärlichen Gründen nicht auf die Standard-Version von Nas‘ 2012er Studioalbum Life is Good und blieb stattdessen Käufern der iTunes-Version als Bonus-Track vorbehalten. Eine verborgene Perle oder gar eine Rarität ist der Song natürlich nicht wirklich, zumindest aber erhielt er durch diese Veröffentlichungsumstände nicht ganz das Publikum, das er verdient.

Produziert wurde „Trust“ von Boi-1da.


  1. Hope (Original Version Reworked)

(Ursprünglicher) Produzent: Wyldfyer

Entstehungsjahr: 2006

Dass das Nas-Album Hip Hop Is Dead (2006) ein Acapella-Track abschließt, mag man ungewöhnlich oder sogar gewagt finden. Geplant war das Ganze so aber tatsächlich nicht. Schuld an der Maßnahme war vielmehr mal wieder ein Sample, das nicht rechtzeitig zum Albumrelease geklärt werden konnte.

Konkret hatte sich der Produzent Wyldfyer für seine ursprüngliche Version von „Hope“ bei dem Song „And I Love Him“ der Friends of Distinction bedient. Dieser wiederum ist ein Cover des bekannten Beatles-Lovesongs „And I Love Her“. Und ein Beatles-Sample zu klären ist nun mal nicht gerade ein kosten- oder zeitgünstiges Unterfangen.

Während das „Hope“-Acapella unzählige inoffizielle Remixe inspirierte, blieb die Original-Version des Tracks viele Jahre lang verschollen. Bis DJ Rhude sie 2011 für sein Mixtape The Found Tapes aus Wyldfyers Studioarchiven herauskramte. Da die besagte Version des Tracks leider nicht über die allerbeste Soundqualität verfügte, wurde der Beat für The Lost Tapes IV nachgebaut und um einige Variationen sowie ein alternatives Outro erweitert, das diese Mixtape-Reihe gebührend abrundet.


Hier geht’s zu den beiden Vorgänger-Mixtapes:

The Lost Tapes II

The Lost Tapes III

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